FÜRTHER NACHRICHTEN - 1.10.2004 - [B0410014]
FÜRTH Land (sd) - "Ein schönes Durcheinander": So kommentiert Landrätin Gabriele Pauli den Zwist in Nürnberg über den Ausbau der U-Bahnlinie U 3 bis Gebersdorf. Der Landkreis Fürth, bekräftigt sie vor diesem Hintergrund, setze nach wie vor auf die Verlängerung der U 3. Nach der gestrigen Sitzung des Verkehrsausschusses der Stadt Nürnberg (siehe Lokales Nürnberg) sieht sie sich "wieder klar auf einer Linie" mit der Noris.
Die Verunsicherung, die der Nürnberger SPD-Fraktionsvorsitzende Gebhard Schönfelder mit seinen Äußerungen gegen die Fortführung der U 3 bis Gebersdorf ausgelöst hat, sind mit dem Ausschussvotum für eine Verlängerung der U 3 Richtung Zirndorf und Oberasbach nach Ansicht Paulis aus der Welt geräumt. Eine Zusage aus dem Nürnberger Rathaus, dass man dort an der U 3 Richtung Landkreis festhält, liegt ihr seit längerem vor.
Die U 3 erachtet Pauli als optimale Trasse für Pendler aus dem Fürther Land. Dass der Landkreis zusammen mit den Städten Oberasbach und Zirndorf weiter auf deren Verlängerung setzt, unterstreicht auch ein Schreiben, das sie jetzt an Oberbürgermeister Ulrich Maly richtete - ergänzt um die Bitte, in Nürnberg "die eindeutigen Anstrengungen des Landkreises zur Fortführung der U 3 allen Fraktionen zur Kenntnis zu geben".
Wenig Verständnis bringt die Landrätin für die wiederholt laut gewordene Forderung auf, der Landkreis Fürth solle sich zur Frage des U-Bahn-Weiterbaus endlich klar äußern: Sie verweist auf die Beschlusslage von 2001: "Damals hat der Kreistag entschieden, an das U-Bahn-Netz anzuknüpfen. Und daran hat sich nichts geändert", so Pauli. Wenn Nürnberg die U-Bahn bis vor "unsere Haustüre baut", so die Landrätin, "dann sollten wir in jedem Fall daran anknüpfen und das bereiten wir vor".
Gleichzeitig erteilt Pauli der Reaktivierung der Bibertbahn eine Absage: "Beide Projekte schließen einander aus." Fördergelder seien nur für das eine oder das andere Projekt zu erwarten. Wenig Sinn mache es, alle paar Jahre Positionen zu ändern und laufende Verfahren zu stoppen. Zumal Untersuchungen zur U-Bahn-Verlängerung in den Landkreis bereits in Gang gesetzt seien. Erst einmal gelte es, den Kosten-Nutzen-Faktor der U-Bahn-Trasse ins Fürther Land und die Betriebskosten zu ermitteln. Sie sind die entscheidenden Parameter für die Förderfähigkeit des Projekts. Dann könnten die Verhandlungen mit den beteiligten Kommunen über die Finanzierung der U-Bahn starten. Da die U 3 "aufgrund der prekären Finanzlage der Stadt Nürnberg" jedoch frühestens in zehn Jahren an die Kreisgrenze stoße, sieht Pauli im Augenblick noch keine Eile.
Als kurzfristig verfügbare Alternative empfiehlt die Landrätin den Umstieg auf die S-Bahn Nürnberg-Ansbach. Wie berichtet, soll sie ab 2007 rollen. Oberasbach werde dann im 20-Minuten-Takt bedient: "Mit der S-Bahn ist man von Unterasbach aus in zehn Minuten am Nürnberger Hauptbahnhof. Eine bessere Anbindung bekommen wir auch mit der Bibertbahn nicht."
Würde die Bibert-Bärbel reaktiviert, müsste nach Ansicht der Kreisverwaltung ein kompletter Neubau veranschlagt werden, nur die Kosten für das Planfeststellungsverfahren könne sich der Landkreis sparen. "Wenn der Freistaat Bayern als allein zuständiger Aufgabenträger für den Personennahverkehr auf der Schiene bereit ist, das zu finanzieren, dann gern. Aber weshalb sollten wir uns mit so einem Klotz belasten, wenn wir parallel dazu eine S-Bahn-Linie bekommen, die uns überhaupt nichts kostet, weil sie der Freistaat bezahlt", so Pauli.
1.10.2004 0:00 MEZ
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